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Selbstfürsorge – mehr als Schaumbad und Kerzen

Die sogenannte Selbstfürsorge wird in letzter Zeit immer häufiger zum Thema. Bei der Selbstfürsorge geht es im einfachsten Sinne darum, in deiner vollgepackten Woche Zeit für dich selbst freizuschaufeln. Zeit, in der du dich um dich selbst kümmern und das tun kannst, worauf du Lust hast. Theoretisch sollte das nicht schwierig sein. Auf dem Papier ist es ein nettes Schlagwort, das sich auf die Kunst bezieht, sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Wie die meisten guten Dinge des Lebens ist jedoch auch die Selbstfürsorge Opfer der Kommerzialisierung geworden. Heute praktizieren wir Selbstfürsorge nicht einfach nur als eigene Aktivität, wir kaufen sie. Dank einiger cleverer Marketing-Tricks wurden wir davon überzeugt, dass ein Kauf (oder zwei oder drei) die Abkürzung zu Glück, Entspannung und Freizeit ist.

Wir lassen uns einreden, dass Selbstfürsorge eine Aktivität ist, für die wir ein Plätzchen in unserem vollen Terminkalender finden. Selbstfürsorge ist ein Schaumbad. Oder ein Schokoladenriegel. Oder ein Glas Wein. Oder eine Duftkerze. Wir sind stolz darauf, dass wir uns morgens/nachmittags/abends ganz der Selbstfürsorge widmen werden. Und wenn wir damit fertig sind, wenn die letzten Schaumbläschen im Abfluss verschwinden und die Duftkerze ausgeht, kehren wir rasend schnell in das Chaos und den Stress des täglichen Lebens zurück.

Irgendetwas daran passt mir nicht. Ich denke, es widerstrebt mir, dass wir uns eine Auszeit „kaufen“, weil das so im Kapitalismus und Konsumismus verankert ist. Das bedeutet, dass der Kern dessen, was es heißt, sich um sich selbst zu kümmern, ein wenig verloren gegangen ist. Die Definition von „Fürsorge“ wurde geschickt so abgewandelt, dass sie in eine nette, vermarktbare Nische passt (eingewickelt in rosa Seidenpapier und nach Lavendel duftend).

Versteh mich nicht falsch: Ich liebe es, im Luxus zu schwelgen. Ich bin ausgewiesene Königin darin, meine Probleme mit nach Schokolade, Orangen und Karamell riechenden Kerzen und dem Soundtrack von Mamma Mia zu lösen. Ich glaube auch nicht, dass es ein Fehler ist, sich einen Abend freizunehmen, um sich zu sammeln, zu entspannen und sich eine Auszeit zu gönnen. Ich bin jedoch der Ansicht, dass wir die Art, wie „Selbstfürsorge“ als käufliches Produkt vermarktet wird, kritisch betrachten sollten.

Das Problem ist meiner Meinung nach, dass der Kauf von Selbstfürsorgeprodukten als schnelle Lösung für tiefer liegende Probleme dienen soll. Obwohl man sich mit einem Schaumbad sofort in einen Entspannungszustand versetzen kann, kann es gut sein, dass es absolut keine Besserung bringt. Ich frage mich deshalb, ob es grundlegende gesellschaftliche Probleme gibt (wie psychische Probleme oder Stress am Arbeitsplatz), die durch die Story von der Selbstfürsorge unter den Teppich gekehrt werden. Selbstfürsorge sollte keine Alternative für professionelle Hilfe sein. Sie kann vielleicht hilfreich sein, aber nicht notwendigerweise „Hilfe“; da besteht meiner Meinung nach ein Unterschied.

Nehmen wir zum Beispiel Studenten. Wir wissen, dass die psychische Gesundheit von Studenten problematisch sein kann. Studenten stehen heute unter einem Druck, dem frühere Generationen in dieser Form nicht ausgesetzt waren. Wir müssen uns um unsere Studenten kümmern. Vor allem müssen wir die Erwartungen, die an Studenten heute gestellt werden, und den Druck, unter dem sie stehen, kritisch betrachten. Leider scheint es, dass neben dem zunehmenden Stress, unter dem Studenten leiden, auch die Diskussion um die sogenannte „Selbstfürsorge“ von Studenten zugenommen hat.

Es ist nun mal einfacher (und sehr viel bequemer), Studenten dazu aufzufordern, sich um sich selbst zu kümmern und das Märchen von der „Selbstliebe“ und „Auszeit“ zu verbreiten, als tief verwurzelte Ungerechtigkeiten in Angriff zu nehmen. Was in diesen Diskussionen jedoch nie zur Sprache kommt, ist die Vorstellung, dass es strukturelle, institutionelle, sogar nationale Gründe dafür gibt, dass sich die psychische Gesundheit von Studenten verschlechtert. Für mich geht es dabei um Engagement. Ein Engagement, institutionellen Stress und Körperwahrnehmung zum Thema zu machen, ist zum Beispiel notwendig, statt die Verantwortung den Studenten zuzuschieben.

Das Hauptproblem ist meiner Meinung nach, dass wie wir uns um uns selbst kümmern, heute fast vollkommen in den Händen des Kommerzes liegt. Es gibt Apps, Bücher und Kurse, in denen wir lernen können, uns zu entspannen. Die eklatante Ironie dieser Vorstellung scheint auch keinem klar zu sein. Als Student fühlt man sich beispielsweise wegen seiner Finanzen und dem Examen gestresst. Eine schnelle Google-Suche nach „Selbstfürsorge“ empfiehlt Seiten mit Produkten und Dienstleistungen, die du kaufen kannst, um einen abgerundeten, zufriedenen und ruhigen Geisteszustand zu erlangen. Und das wahrscheinlich nicht zum günstigsten Preis (Sorgen um die Finanzen müssen da erstmal warten, aber zumindest fühlst du dich besser mit deiner Lavendelkerze, was?). Warum begreifen wir nicht, wie groß dieses Problem eigentlich ist?

Mich stört die Vorstellung riesig, dass sich angeblich alle deine Sorgen dieser Welt mit einer schwedischen Rückenmassage und einem Bikram-Yogakurs aus dem Weg räumen lassen sollen. Außerdem besteht ein großer Unterschied zwischen Verwöhnen, Entspannen und „Selbstfürsorge“. Selbstfürsorge sollte kein Ersatz für Dienstleistungen im Bereich psychische Gesundheit sein. Oder eine tatsächliche Auszeit. Oder dafür, Hilfe in Anspruch zu nehmen, in welcher Form auch immer. Diese Vorstellung ist mit grundlegenden Problemen behaftet – Probleme lassen sich nun mal nicht mit dem Kauf einer nach Vanille duftenden Kerze lösen.

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